Kulturtipps von Uli Rothfuss im kunstportal-bw

"dagegen" von hartmut brie

zunächst einmal die zeichnungen, sie irritieren, sie nehmen in ihren bann. zeichnungen von miro niklewicz. dann die gedichte, zunächst scheint mir, sie fließen dahin, mäandern durch themen des inneren – „Das erloschene Feuer ist wie ein Schattenreich./ Gibt es noch Zeichen und Wunder?// Sperrgebiete im Gemütsabgrund/ mit Licht und Schatten …“; doch beim lesen erschließt sich die folge, das anschließen von gedanken an früheres in den gedichten, und dann an eigenes, an selbst gedachtes, früher gefühltes, das sich in diesen zeilen wiederfindet.

Kulturtipps von Uli Rothfuss im kunstportal Baden-Württemberg

der mensch, immer wieder der mensch ist thema dieser gedichte: „Um die eigene Achse“, wie es der autor benennt, „Um die eigene Haut“, und er „entkernt“ diesen menschen, dieses selbst, um zum vermeintlich eigentlichen zu kommen; und dieses eigentliche versuchen die illustrationen einzufangen, so wirkt dies auf den leser.

der dichter wählt außenthemen, die innen illustrieren: „Afghanischer Siegesrausch“, dieses gedicht des „Islamischen Zusammenhalts gegen alles Fremde“ weist direkt auf mich, auf dich, zurück: schutz-, abwehrdenken auch in uns, parallelen, die mir vor augen gestellt werden. der autor schreibt so vordergründig politische gedichte, die aber zugleich in sein inneres rückverweisen und direkt in mein, des lesers, inneres hineinbringen. wo stehen wir bei alledem, kann man fragen: „Bürgerkriege wie Eigenfleischschnitte“, sagt er, und verweist auf die tiefen stiche, die wir uns selber zufügen. für diesen autor ist sprache zugleich arbeitsmaterial und tief sinnliche formenvielfalt, er greift tief hinein in den materialkasten der sprache und findet immer wieder zu aufrüttelnden metaphern. dass die dritte welt als thema immer wieder anklingt, liegt auch an seiner biografie; vor augen führt er sie uns um so eindringlicher, ihren „Notschrei als Warnung unterdrückter Gefühle“.

ein buch, das lange nachhallt, das immer wieder in die hand genommen, neu gelesen werden will: „Es ist/ wie Zuversicht auf die umdrängten Lebensfragen nach Glück und mehr“.

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